Bereust Du’s?
24. September 2011
Der Tag beginnt damit, dass ich an der Vorverkaufskasse des Nürnberger Staatstheaters nur ganz schnell noch einen Gutschein und eine Konzertkarte kaufen will.
Auf dem Weg zurück zur (übrigens recht schönen) U-Bahn-Station knurrt mich mein Magen nicht unfreundlich, aber doch fordernd an. In meinem Frauenhirn wäge ich also den mir bekannten Inhalt des häuslichen Kühlschranks, das Laufen in neuen Schuhen und die mir bekannten Frühstücksgelegenheiten ab und entscheide mich fürs Literaturhauscafé.
Seemannsfrühstück. Begleitet vom empörten Ausruf: „Fisch! Und das schon zum Frühstück?“, erst dann folgt das „Guten Morgen.“ Und ich bin mal wieder überrascht, dass mich die große Portion überrascht. Ich wünsche mir dringend Lokale, die „halbe“ Portionen anbieten.
Am Nachbartisch ist das „mein Haus – mein Auto – mein Ponyhof“ nicht zu überhören. Die beiden Frauen entstammen offensichtlich der Filmbranche und die gängigen Namen werden mit einigen Phon mehr bedacht: Veronika! Till! Hans W.! Roland! Und immer dieses anfängliche Geringschätzen, um es im zweiten Halbsatz als Zugehöriger doch wieder zu loben. Ich kann nicht immer ein Lachen unterdrücken.
Derweil entspannt sich an meinem Tisch folgender Gedankenaustausch:
„Und? Bereust Du’s?“
„Ich bereue grundsätzlich erst mal gar nix. Lebensphilosophie.“
„?“
„Na wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, dann habe oder hatte ich meine Gründe dafür. Vielleicht hat sich meine Meinung inzwischen geändert, aber deswegen kann ich eine damalige Entscheidung nicht rückgängig machen. Ich kann mich aber jederzeit neu entscheiden.“
„Na und wenn du damit jemanden verletzt hast?“
„Dann entschuldige ich mich dafür. Die Verletzung kann mir leid tun, aber ich kann sie nicht rückgängig machen oder gar dessen Gedächtnis löschen.“
„Na und was ist dann der Unterschied zwischen etwas bereuen und sich entschuldigen?“
„Für mich bedeutet bereuen, sich selbst in der Gedankenschleife was-wäre-wenn gefangen zu halten, nicht zu seinen Entscheidungen zu stehn, sich und seine Beweggründe zu verleugnen. Sich entschuldigen bedeutet für mich dagegen, dass ich über mein Tun oder Lassen nachgedacht habe, die Konsequenzen akzeptiere, aber auch die Möglichkeite habe, etwas zu ändern.“
Zugegeben: Das ist nicht mein entspanntestes Frühstück. Da wirken die sorgfältig rasierten Damen am Nachbartisch doch wesentlich lockerer. :o)
Nach dem Zahlen flüchte ich mich in den Shop des Neuen Museums. Sehr gefährlich für den post-urlaubigen Kontostand. Doch das nahe Monatsende verspricht Besserung und verführt mich zum Zugreifen. Auch im benachbarten Hofladen. Für Leib und Seele ist gesorgt. .o)
So. Und jetzt genieße ich den herrlichen Altweibersommer!
Ivy
