90.000 und ich mittendrin
4. Juli 2011
Weder Rike noch ich sind Freunde von Menschaufläufen. Zwischen all den Rückenansichten fehlt uns einfach die Luft zum Atmen. Doch Rudolstadt ist anders.

Beim diesjährigen TFF lachten wir wieder viel, sangen aus tiefstem Bauch, tanzten mit dem Wettergott, öffneten uns nicht nur der Musik, lauschten den leisen Tönen zwischen den Notenlinien … aufatmen, aufblühen, auftanken, aufleben.
Wir begegneten ganz besonderen Menschen: kleinen und sehr lang gewachsenen, der Mama von *miep*! und ihm selbst natürlich, welchen aus der Blechkiste, Wein liebenden, balinernden Lehrerinnen, Papiertaschentuchverteilerinnen, Zehenschuhträgern, seltsam behüteten, außergewöhlich bekümmerten, auf- und abgehängten, befeuerten und durchnässten, einem Glebitzscher und noch vielen anderen mehr.
Und manche trugen zum fröhlich-bunten Gewand ein mouse-graues Gesicht zur Schau und ich rätselte ein ums andere Mal, welches von beiden nun die Verkleidung darstellte.
Ich weiß jetzt, wo Schillers Glocke entstand. Ich werde nie wieder vergessen, was sich auf „Pföil un Bogn“ reimt. Und wenn ein Schwall sehr lebendiger Regentropfen plötzlich im Ausschnitt landet, lerne selbst ich jodeln. ;o)
Das war dieses Mal unsere Musik: Zaz, Schnafftl Ufftschik, Seth Lakeman, OqueStrada, Kummerbuben, Klaus der Geiger, Hubert von Goisern, Fjarill, Euzen, Dr. John And The Lower 911 und dazu noch viele, viele Straßenmusiker. Wunderbare Stimmen, Stimmungen und Worte, die kein Studio so lebendig je einfangen könnte …
Der Heimweg gestaltete sich dann als optimierte Wartezeitverkürzung: Die ersten 40 min Verspätung nahm ich gelassen hin. Ob mein Unterbewußtsein schon das Ende vorausahnte? Denn ich erreichte nicht nur den ursprünglichen Anschlusszug, der sich um 20 min verspätete; auch der letzte Anschlusszug wartete 5 min, so dass ich letztlich just-in-time in den Bus einstieg. Ich landete also genau so pünktlich in meiner abendlichen Wanne wie vor(her)gesehen. ;o)
Kleine Begegnung im Zug: Ein leeres Bistro mit sehr aufmerksamen Helferlein und einem scheinbar interessanten Mann, der sich über die inzwischen fehlende Hoffierung in Italien beklagt und glaubt, dass wir Ossis froh sind, wenn mal einer so was Schönes wie den TFF in unseren Heimatstädten veranstaltet. Ach ja … ich wollte keine weiteren Worte an einen Gestrigen verschwenden.
Die Musik liegt immer noch in der Luft … schnupper mal. :o)
Ulla
