Na dann …
6. Januar 2016 von Ulla & Rike
Das neue Jahr ist schon da. Und der Wettergott hat sogar den Winter mal kurz vorbeigeschickt. Vorgestern bauten die Jungs im Hof Fußballtore aus Schnee. Gestern stand davon noch eins. Die andere Mannschaft hatte ein Tor geschossen. ;o)
Zu Silvester hieß es bei uns Mädels natürlich wieder „the same procedure as every year“: Wir orakelten. Mit Ü-Eiern, Gummibärchen und Rabenkarten. Begleitet von albernem Kichern und seufzendem „achja“. Das neue Jahr … wir freuen uns drauf!
Und zu den Silvesterritualen gehört auch der Rückblick aufs Vergangene:
Trauer
Wenn Menschen sterben, ist das für die Zurückbleibenden schwer. Und diese Schwere war im vergangenen Jahr so oft so nah. Lasst uns gegenseitig daran erinnern, dass wir leben. Jeden Tag wieder neu.
Es gibt nur zwei Tage in deinem Leben, an denen du nichts ändern kannst. Der eine ist gestern und der andere ist morgen. (Dalai Lama)
Sommer
Der Kommentar: „Depressionen? Traurig sind wir ja alle mal. Geh mal schön zur Kur und lass es dir gut gehen.“ klingt ungefähr so, als würdest du einem Querschnittsgelähmten sagen: „Du hast doch zwei Beine. Also steh wieder auf und tanze!“
Na gut – es gibt Unterschiede: Zu einem Querschnittsgelähmten würdest du das nicht sagen. Als Betroffener verstehst du selbst nicht, warum deine Beine versagen; bei den anderen sieht es doch so einfach aus. Und Depressionen ist zwar eine der tödlichsten Krankheiten, aber heilbar.
Nur eben nicht schnell. Und du brauchst Mut und Hilfe. Hilfe beim Erkennen „aha – das sind also meine krankmachenden Muster“. Hilfe beim Finden und Ausprobieren von Alternativen für jahrelang eingebrannte Denk- und Fühl- und Verhaltensmuster. Medikamente heilen das nicht, können aber beim „ich trau mich, da mal genauer hinzugucken“ helfen. Es geht auch ohne.
Klinik, das ist wie ein Gewächshaus für vermickerte Pflanzen, bevor die sich selbst in die Tonne kloppen. Muster erkennen und neue üben von früh bis spät. Im Gewächshaus kannst du über dich hinaus wachsen. Du lernst Blüten und Früchte an dir kennen, die du schon längst vergessen hattest oder noch nie kanntest. Boah das tut gut! Du lachst und lebst! Und dann wirst du wieder in deinen Alltag verpflanzt. Und der ist immer noch so wie vorher …
Da heißt es allen Mut und alle Kraft beisammen halten. An die gehegten Wurzeln glauben. Die Erinnerung an Blüten und Früchte nicht verlieren. Die neuen Muster trainieren. Und Stück für Stück den Alltag verändern, so dass die Krankmacher verschwinden. Das kann an der einen Stelle der radikale Schnitt sein und an der anderen Stelle ’ne halbe Umdrehung an einem Stellschräubchen. Und das scheinbar Einfache und Selbstverständliche kann oft sehr schwer werden. Macht aber auch unheimlichen Spaß!
Es wird. Zwar langsam, aber mit Hilfe, Geduld, Ausdauer und Zuversicht. Der Frühling bringt wieder frische Knospen, sie wachsen schon … :o)
Danke an euch alle! Lasst euch umarmen!
- Heiligenfeld – ein sehr gutes Gewächshaus
- Morgen ist leider auch noch ein Tag – erschreckend nah und Mut machend und der beste Beweis, dass man dabei seinen Humor nicht verliert
- Mein schwarzer Hund und Mit dem schwarzen Hund leben – Bildergeschichten für einen guten Überblick für Betroffene und Angehörige
Neugier
In der Blechkiste hat sich einiges verändert und tut es noch. Aber vor allem außerhalb der Blechkiste hat’s mächtig gerappelt. Ich habe so viele liebe neue Menschen kennengelernt. Ich habe mich so neu kennengelernt. Da ist noch sooooo viel möglich! Ist das nicht wundervoll?!?!!! :o)
Mein Chefchefchef schrieb passend dazu in seiner Das-Jahr-läuft-ab-gönnen-wir-uns-ein-Neues-E-Mail:
Überlege, womit Du den Rest Deines Lebens verbringen willst: Mit Sorgen? Bereuen? Rechtfertigen? Entschuldigen? Hassen? Jammern? Oder mit dem Versuch, andere zu beeindrucken, denen Du sowieso strukturell egal bist? Sei mutig. Glaube an Dich selbst. Tu Gutes. Bring Sinn und Schönheit in die Welt. Es lohnt sich … (Rebekka Reinhard)
Na dann … :o)
U.