Mascha Kaléko
31. Oktober 2008 von Ulla & Rike
Einmal sollte man seine Siebensachen
fortrollen aus diesen glatten Geleisen.
Man müsste sich aus dem Staube machen
und am frühen Morgen unbekannt verreisen.Man sollte nicht mehr pünktlich wie bisher
um acht Uhr zehn den Omnibus besteigen.
Man müsste sich zu Baum und Gräsern neigen,
als ob das immer so gewesen wär.Man sollte sich nie mehr mit Konferenzen,
Prozenten oder Aktenstaub befassen.
Man müsste Konfession und Stand verlassen
und eines schönen Tages das Leben schwänzen.Es gibt beinahe überall Natur
(man darf sich nur nicht sehr um sie bemühen)
und so viel Wiesen, die trotz Sonntagstour
auch werktags unbekümmert weiterblühen.Man trabt so traurig mit in diesem Trott.
Die andern aber finden, dass man müsste.
Es ist fast, als stünde man beim lieben Gott
allein auf der schwarzen Liste.Man zog einst ein Lebenslos zweiter Wahl.
Die Weckeruhr rasselt. Der Plan wird verschoben.
Behutsam verpackt man sein kleines Ideal.
Einmal sollte man … (Siehe oben!)Mascha Kaléko
Gemeinsam mit Helena habe ich gelauscht, wie Rosemarie Fendel und Suzanne von Borsody mit den Worten der Kaléko sprachen. Wunderbar.
Rike